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Peter Westenthaler
Schmutzige Politik
in Österreich
Portrait von Peter Westenthaler

Beitragsseiten

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2008 erhielt der ehemalige BZÖ-Chef Peter Westenthaler neun Monate bedingt wegen falscher Zeugenaussage. Im Berufungsverfahren wurde der Schuldspruch am 18. Juni 2009 bestätigt, die Strafe aber auf sechs Monate reduziert. Sein Leibwächter hatte am Abend nach der Nationalratswahl 2006 den Sprecher der damaligen Justizministerin verprügelt. Westenthaler hatte im Prozess gegen den Bodyguard behauptet, von der Attacke nichts mitbekommen zu haben.

[...]"
Quelle: ORF

 


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Westenthaler verurteilt: „Empfindliche Strafe“ nötig

29.07.2008 | 18:09 |  PHILIPP AICHINGER (Die Presse)

Richter verhängte neun Monate bedingt über den „uneinsichtigen“ BZÖ-Chef. Dieser fühlt sich politisch verfolgt.

Wien. BZÖ-Chef Peter Westenthaler ist an sich ein Politiker, der mit allen Wassern gewaschen ist. Bei seinem Prozess wegen falscher Zeugenaussage am Dienstag wirkte er aber ein bisschen nervös. Während der Verhandlung beschwerte er sich über lachende Zuschauer im Publikum und vermutete, dass ihm diese schaden wollen. In einer Verhandlungspause ließ der BZÖ-Chef seinem Unmut über die unbequeme Anklagebank freien Lauf. Und nach dem Richterspruch ging die Westenthaler-Show erst so richtig los, als er gegen das aus seiner Sicht „politische Urteil“ hetzte.

Neun Monate bedingte Haft lautete das Urteil (nicht rechtskräftig), das Richter Peter Liebetreu am Wiener Straflandesgericht über den Politiker sprach. Liebetreu war sich nach dem zweitägigen Prozess (der erste Verhandlungstag war im Juni) sicher, dass Westenthaler im Prozess gegen seinen Leibwächter Siegfried Kobal falsch ausgesagt hatte.

Kobal war im Vorjahr rechtskräftig verurteilt worden, weil er in der Nacht nach der Nationalratswahl im Oktober 2006 den Pressesprecher der kurz zuvor aus dem BZÖ ausgetretenen Justizministerin Karin Gastinger brutal aus einem Wiener Lokal geworfen hatte. Westenthaler soll nach Angaben von Zeugen den Rauswurf von Gastingers Pressesprecher durch seinen Leibwächter angeregt haben oder zumindest mit Pöchinger eine lebhafte Diskussion geführt haben. Westenthaler hatte im Prozess gegen seinen Leibwächter aber angegeben, nichts in diese Richtung bemerkt zu haben. Es habe sich nur um einen „sehr fröhlichen Abend“ gehandelt.

Die am Dienstag vernommenen Zeugen konnten Westenthaler nach Ansicht des Gerichts nicht ausreichend entlasten. So gab etwa der einstige BZÖ-Klubchef Herbert Scheibner an, die Umstände des damaligen Tumults nicht mitbekommen zu haben. Scheibner versicherte nur, dass er nicht (wie von Kobal behauptet), den Rauswurf von Gastingers Pressesprecher mitinitiiert hatte.

 

„Glaubwürdige Zeugen“

Richter Liebetreu führte in seiner ausgiebigen Urteilsbegründung aus, warum er Westenthaler schuldig sprach. So sei Westenthaler nicht nur von seinem einstigen Leibwächter (der nach seiner Verurteilung nichts mehr zu verlieren hat), sondern auch von vielen „unbedenklichen, glaubwürdigen Zeugen“ – etwa einer durch die Ruhestörung geweckten Anrainerin – belastet worden.

Das Pikante: Westenthaler hätte im Vorjahres-Prozess gegen seinen Leibwächter eigentlich gar nicht aussagen müssen, da er sich selbst belasten hätte können. Obwohl er darauf mehrfach aufmerksam gemacht worden war, bestand der BZÖ-Chef aber darauf, auszusagen. „Das habe ich noch nie gesehen“, meinte dazu Richter Liebetreu. Er ortete eine „absolute Schulduneinsichtigkeit“ Westenthalers. Dieser tue so, also ob er „die Wahrheit selbst wäre“. „Als jemand, der in der Öffentlichkeit steht, haben Sie mit dieser Vorbildwirkung ein ganz schlechtes Bild geliefert“, erörterte der Richter weiter. Diese Schulduneinsichtigkeit sei „beinahe ein Erschwerungsgrund“, so Liebetreu. Als mildernd wertete er nur die bisherige Unbescholtenheit des orangen Politikers.

Der Richter betonte, dass bei einem Ersttäter beim Delikt falsche Zeugenaussage (Höchststrafe: drei Jahre) eigentlich zunächst an eine Geldstrafe zu denken wäre. Dann wäre aber bei der Bevölkerung der Eindruck entstanden, „die oben haben es sich wieder gerichtet“. Daher, so Liebetreu, sei eine „doch empfindliche Freiheitsstrafe“ nötig. Breiten Raum widmete Liebetreu auch den Angriffen Westenthalers auf die Justiz in der Vergangenheit. „Wir sind keine rote Justiz, wir machen keine Schmutzkübelkampagne gegen Sie“. Das Urteil sei ohne Rücksicht auf das Ansehen der Person gefällt worden.

Diese Erörterungen empörten wiederum Westenthaler nach dem Urteilsspruch besonders: Der Richter habe „politische Äußerungen von mir als strafverschärfend herangezogen“, meinte Westenthaler. Es gebe jetzt auch gar kein Urteil gegen ihn. Sondern nur einen „Richterspruch, der nicht halten wird“. Tatsächlich legte Westenthalers Anwalt volle Berufung gegen das Urteil ein. Noch glaube er an den Rechtsstaat, erklärte der BZÖ-Obmann.

 

Freispruch für BZÖ-Sprecher

Erfreulich endete der Prozesstag für Westenthalers Pressesprecher Lukas Brucker, der mitangeklagt war. Er hatte ebenfalls angegeben, nichts von den Tumulten mitbekommen zu haben. Bei ihm konnte aber nicht bewiesen werden, dass er den Vorfall tatsächlich gemerkt hat. Möglicherweise geht es aber auch hier noch in die nächste Instanz: Denn der Staatsanwalt gab zu beiden Urteilen noch keine Erklärung ab.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.07.2008)"

Quelle: diepresse.at


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"Sie nannten mich Gary": Ein Abschieds-Interview mit Peter Westenthaler

Rainer Schüller, Marie-Theres Egyed
20. November 2012, 15:42
 

Der BZÖ-Politiker über Ausländerpolitik einst und jetzt, Jörg Haider und den ORF

Peter Westenthaler hört auf. Diesmal definitiv, wie er im Interview mit derStandard.at betont. Nach der Nationalratswahl will er in der Immobilienbranche Fuß fassen und sich seinem neuen Hobby, dem Wein, widmen. Im Gespräch mit Rainer Schüller und Marie-Theres Egyed blickt er auf eine 22-jährige Karriere in der Politik zurück.

derStandard.at: Herr Westenthaler, Sie haben einmal die Fußball-Ikone Gary Lineker als ihr Vorbild genannt. Lineker hat 15 Jahre lang keine einzige gelbe oder rote Karte bekommen. Gibt es da nicht einen gewissen Widerspruch zu Ihrem Auftreten?

Westenthaler: Meine Fussballfreunde haben mich früher mit Gary Lineker verglichen, weil ich in meiner jugendlichen Fußballerzeit angeblich einen ähnlichen Spielstil hatte. Deswegen haben mich meine Freunde Gary genannt. In meiner Fußballerkarriere wurde ich nur einmal ausgeschlossen. Da ist die Hitze des Gefechts mit mir durchgegangen. Ich habe aber mehrere gelbe Karten bekommen.

derStandard.at: Und in der Politik?

Westenthaler: Ich war immer ein Fan der geschliffenen Sprache. Auch der Auseinandersetzung. Aber ich habe manchmal über die Stränge geschlagen - mehr als Gary Lineker. Wenn man auf 22 Jahre Politik zurückblickt, tut mir heute auch manches leid. Im Nachhinein gesehen ist das nicht immer der Stil, den man pflegen sollte.

derStandard.at: Zu sagen, ich höre auf und wenn ich jemand beleidigt haben sollte, dann tut es mir leid, ist doch der klassische Jörg Haider-Schmäh. Was konkret bereuen Sie und bei wem wollen Sie sich entschuldigen?

Westenthaler: Es gibt einige Fälle, aber das ist etwas Persönliches. Ich habe es den Meisten, die ich meine, schon persönlich gesagt, und in dieser Sache Frieden gemacht.

derStandard.at: Ihr ehemaliger Parteikollege, Ex-Staatssekretär Eduard Mainoni, hat in einem sehr offenen Interview einmal gemeint, dass Sie dafür bestimmt waren, die C- und D-Wählerschichten und die Proleten abzudecken.

Westenthaler: Das Schlimme an dem Interview war damals, dass er es boshaft und abwertend gemeint hat. Ich habe aber nichts gegen Proleten. Das ist für mich kein Schimpfwort, das sind für mich Menschen aus einfachen Verhältnissen. Sie verdienen genauso Respekt, wie Menschen, denen Macht, Ruhm und Geld in die Wiege gelegt wurden. Ich habe mich auch an die Position selbst heran arbeiten müssen, die ich letztlich hatte.

derStandard.at: Wie schaut der typische Peter Westenthaler-Fan aus?

Westenthaler: Es wäre präpotent und abgehoben zu behaupten, dass ich Fans habe. Es gibt Leute, die haben Respekt vor dem, was ich in der Politik geleistet habe und dann gibt es Leute, die mich abgrundtief hassen. Dazwischen gibt es wenig. Ich hab mein ganzes politisches Leben polarisiert, die Leute, die sagen "ja, aber" sind dünn gesät.

derStandard.at: Waren Sie der menschliche Schutzschild für Jörg Haider?

Westenthaler: Nicht nur für Jörg Haider, sondern für die Partei. Als Generalsekretär bist du einerseits die Speerspitze der Partei, was den Angriff anbelangt, du bist aber auch der Schutzschild, was die Verteidigung anbelangt. Ganz vorne an der Spitze wird nicht mit dem Florett gefochten, sondern mit dem Hammer und schwererem Gerät. Hier wird man nicht beliebt.

derStandard.at: Sie haben 2002 den Hut genommen, sind aber als BZÖ-Spitzenkandidat 2006 wieder zurückgekommen und haben mit einem sehr scharfen Anti-Ausländer-Wahlkampf wieder polarisiert. Vorige Woche haben Sie im Parlament gemeint, dass Zelte für Flüchtlinge unmenschlich seien. Was ist passiert?

Westenthaler: Ich finde Zelte für Asylanten generell und im Winter besonders falsch und unmenschlich. Es stimmt, wir sind damals eine sehr kantige, restriktive Zuwanderungspolitik gefahren, die aber auch in der damaligen Zeit notwendig war.

derStandard.at: Es war jedenfalls ein Anti-Ausländerwahlkampf, der die damalige FPÖ in den Schatten stellte. Uns ist auch keine Aussage von damals bekannt, mit welcher Sie auf die unmenschliche Behandlung von Nicht-Österreichern hingewiesen hätten.

Westenthaler: Damals gab es auch die Situation nicht. Es gab Raumknappheiten, aber da konnten wir nichts dafür, sondern die Asylverfahren haben einfach zu lange gedauert.

derStandard.at: War ein harter Anti-Ausländerwahlkampf immer nur Mittel zum Zweck der Wählerstimmen-Maximierung, wie Ihr Kollege Mainoni im besagten Interview meinte?

Westenthaler: Das ist inhaltlich und historisch einfach falsch. Wenn man sich die 1990er-Jahre anschaut: Wir haben mit unseren Forderungen von damals sicher Schaden von Österreich abgehalten. Das war die Zeit, in der in anderen Städten aufgrund ethnischer Konflikte die Vororte gebrannt haben. In Österreich war das nie der Fall.

derStandard.at: Heute scheint Straches FPÖ das Monopol auf die Ausländerhetze zu haben. Kann man damit eigentlich noch punkten?

Westenthaler: Mit Hetze kann man niemals punkten. Hätte es damals die Aufarbeitung dieses Themas nicht durch die FPÖ und Jörg Haider gegeben, wäre das explodiert. Es war in der Bevölkerung eine aufgeschaukelte Stimmung.

derStandard.at: Zu der Sie mit der damaligen FPÖ ihren Beitrag geleistet haben.

Westenthaler: Nein, das ergibt sich ja. Wenn ich im 15. Bezirk wohne und merke, rund um mich ist kein Wiener mehr, da braucht es keine FPÖ und keinen Haider, da regt sich etwas in den Menschen.

derStandard.at: Die FPÖ hat die Stimmung geschürt.

Westenthaler: Wir haben sie nicht geschürt, wir haben sie kanalisiert. Das ist ein Unterschied. Wir haben die Probleme nicht ignoriert, sondern eine Diskussion möglich gemacht. Hätten wir damals das Problem nicht aufgegriffen, gäbe es vielmehr ethnische und soziale Spannungen. Wir haben die Dinge beim Namen genannt, ich stehe dazu.

derStandard.at: Also keine Altersmilde bei Ihnen?

Westenthaler: Ich bin insgesamt milder und gelassener geworden. Ich bin aber nach wie vor davon überzeugt, dass unser Weg der richtige war und Österreich viel geholfen hat. Heute kann man aber mit der Politik von damals nicht reüssieren, heute muss man differenzierter vorgehen.

derStandard.at: Sie haben unlängst gesagt, dass alles nur noch lächerlich und schlechtgemacht wird: Wer trägt Schuld daran?

Westenthaler: Alle. Es herrscht in der Politik ein degeneratives Klima. Sie ist schlecht, das ist der Fehler der Politik. Und sie wird noch schlechter gemacht, das ist der Fehler jener, die Politik kommentieren und persiflieren.

derStandard.at: Was sollte geändert werden?

Westenthaler: Die komplette Geschäftsordnung des Parlaments gehört entrümpelt, neu und lebhafter gemacht. Schauen Sie sich die Debatten in anderen Ländern an, wie beispielsweise das Instrument der Zwischenfrage in Deutschland. Bei uns werden oft nur von wem auch immer aufgeschriebene Reden vorgelesen und das sogar nicht einmal unfallfrei. Es gibt Abgeordnete, die keine zehn Sätze unfallfrei vom Blatt lesen können. Das ist zum Genieren.

Es wäre auch eine Idee, dass jeder Abgeordneten nur zweimal gewählt werden darf. Das würde immer für Auffrischung sorgen und die Abgeordneten entsprächen einem repräsentativen Schnitt aus der Bevölkerung. Jeder Abgeordnete muss einen Beruf haben. Es muss aufhören, dass im Parlament Leute sitzen, die seit zwanzig oder dreißig Jahren dasselbe machen, nämlich die Regierungsvorgaben abnicken.

Das Parlament braucht auch einen Legislativdienst. Österreich ist das einzige Land in Europa, wo das Parlament nicht in der Lage ist, Gesetze zu schreiben. Da gibt es Parlamente in Entwicklungsstaaten, die weiter sind als wir.

derStandard.at: Wertet das Team Stronach das Parlament auf?

Westenthaler: Jede neue Bewegung tut gut. Egal, wer sich das antut, man muss den Hut ziehen. Bei Frank Stronach ist es besonders bemerkenswert, weil er ein Mann ist, der in seinem Leben gezeigt hat, dass er es kann. Genauso bin ich der Meinung, dass Josef Bucher eine Chance mit dem BZÖ verdient hat. Ich glaube auch, dass er es schafft.

derStandard.at: Auf wen würden Sie bei einer Wette um den Einzug ins nächste Parlament setzen: BZÖ oder Team Stronach?

Westenthaler: Wetten tut man im Sport auf Pferde oder im Fußball, aber das ist die Politik.

derStandard.at: Anders gefragt: Wen werden Sie wählen?

Westenthaler: Ich war gewählter Obmann des BZÖ, es bleibt daher meine politische Heimat.

derStandard.at: Stichwort Glücksspiel: Wie ist der Stand der Ermittlungen der Salzburger Staatsanwaltschaft gegen Sie?

Westenthaler: Das weiß ich nicht, das müssen Sie die Staatsanwaltschaft fragen. Seit eineinhalb Jahren habe ich von denen nichts mehr gehört.

derStandard.at: Das BZÖ soll über ein achtseitiges Pseudogutachten 300.000 Euro bekommen haben. Es gab auch Aussagen im U-Ausschuss, wonach Sie involviert waren.

Westenthaler: Nicht das BZÖ, sondern eine Werbeagentur. Die Vorwürfe sind absurd. Ich war damals Spitzenkandidat und Parteiobmann des BZÖ, nicht Geschäftsführer, Buchhalter, Kassier oder Finanzreferent. Ich habe die Zeit meiner Obmannschaft von einem international renomierten Wirtschaftsprüfungsinstitut prüfen lassen, und habe einen Erfolg bekommen, der einwandfrei ist. Von den Wahlkampfspenden von den Casinos und der Telekom habe ich erst im viel später Nachhinein aus dem Medien erfahren.

derStandard.at: Anderes Thema, die Eurofighter. Es gibt ständig neue Meldungen über Ungereimtheiten. Sie sollen bei einem Treffen in Grinzing vor der Typenentscheidung dabei gewesen sein.

Westenthaler: Ich war öfters in Grinzing, den vorzüglichen Wein genießen. Aber ich war bei keinerlei Typenentscheidung oder Vorbereitung dabei. Da habe ich ein sehr, sehr reines Gewissen. Ich war Klubobmann der Parlamentsfraktion, nicht Regierungsmitglied.

derStandard.at: Glauben Sie, dass in der Causa Eurofighter alles supersauber war?

Westenthaler: Das kann ich nicht beurteilen. Die halbe Welt ermittelt jetzt zu den Gegengeschäften. Die Aufdeckungssheriffs reiten. Ich bin gespannt, was da rauskommt.

derStandard.at: Es gibt Spuren in Richtung Kärnten und Jörg Haider. Stichwort Lakeside-Stiftung. Haben Sie dazu eine Wahrnehmung?

Westenthaler: Nein. Ich kann nur die politische Zeit bewerten, in der ich selbst anwesend war. Ich bin 2002 aus der Politik ausgeschieden und war vier Jahre lang nicht politisch tätig. Was in diese Zeit fällt, kommentiere ich nicht. Aber bisher scheinen mir die sogenannten Spuren zu Haider äußerst dürftig und eher parteipolitisch motiviert zu sein.

derStandard.at: Sollte es zu einem Rücktritt vom Eurofighter-Vertrag kommen?

Westenthaler: Wenn nachweisbar ist, dass es einen Zustand gibt, der die Möglichkeit eröffnet, von diesem Vertrag zurück zu treten, wird die Regierung so entscheiden. Davon gehe ich aus.

derStandard.at: Eine andere Causa - Die Hypo Alpe Adria bekommt wieder Millionen vom Steuerzahler. Wer ist für dieses Debakel verantwortlich?

Westenthaler: Die ganze Hypo-Causa ist so ein undurchschaubarer Dschungel mittlerweile, dass man es gar nicht seriös kommentieren kann. Vergessen wir aber auch nicht das Desaster bei anderen Banken in Österreich, Stichwort: Kommunalkredit und andere.

derStandard.at: Sie könnten es mit der Zeit von Jörg Haider versuchen.

Westenthaler: Da gibt's meinerseits nichts zu kommentieren, weil ich da nicht in der Politik war und es deshalb nicht beurteilen kann. Und ich schon gar nicht jemand, der verstorben ist, in eine undifferenzierte Bewertung miteinbeziehe. Ich kann nur die Zeit bewerten, in der ich im Parlament war. Da wurde seitens der Rot-Schwarzen Regierung die Notverstaatlichung durchgeführt. Wie man heute weiß, war das ein Fehler.

derStandard.at: Hat sich Ihre Einschätzung zu Jörg Haider geändert?

Westenthaler: Überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil. Jörg Haider muss jetzt in vielen Bereichen herhalten, weil er sich nicht wehren kann. Das ist in ganz schäbiges Spiel.

derStandard.at: Den ORF hätten wir noch auf der Fragenliste.

Westenthaler: Um Gottes Willen!

derStandard.at: Sind Sie mit der Arbeit von General Wrabetz zufrieden?

Westenthaler: Nein.

derStandard.at: Aber es war Ihr Ticket, das ihn an die Spitze gebracht hat.

Westenthaler: Ja, aber das ist eben eine von mehreren Enttäuschungen für mich.

derStandard.at: Wie oft haben Sie beim ORF angerufen?

Westenthaler: (Lacht.) Wann?

derStandard.at: In Ihrer gesamten Karriere.

Westenthaler: Das waren drei Phasen. Die erste in den 90-er-Jahren, wo die FPÖ unter Jörg Haider sehr oft sehr ungerecht behandelt wurde, also entweder gar nicht vorgekommen ist, oder sehr verzerrt. Wir haben damals auch sehr viel prozessiert. Es war meine Aufgabe als Generalsekretär dort anzurufen und zu sagen: Freunde, das ist falsch.

Die zweite Phase war in der Regierungszeit. Da kann ich mich an zwei Anrufe erinnern. Einer davon wurde berühmt, weil ich in eine Sendung ohne mein Wissen überraschend live hineingeschaltet wurde. Das war so skurril. Ich habe das dann, das gebe ich zu, weidlich ausgenutzt. Ich habe eine Suada losgelassen, die recht anständig war. Wenn man mich lässt, tu ich's. Kein Problem.

Dann kam die Phase nach meinem Rücktritt. Da ist logisch, dass ich da überhaupt nicht mehr angerufen habe, außer beim Hörer- und Seherservice, wenn mich etwas geärgert hat. Seit ich BZÖ-Politiker bin, habe ich überhaupt nie wieder beim ORF angerufen.

derStandard.at: Was würden Sie sich vom ORF wünschen?

Westenthaler: Ich würde mir mehr Qualität wünschen. Denn, was jetzt passiert, ist der Abgesang eines öffentlich rechtlichen Runfunks.

derStandard.at: Was missfällt Ihnen konkret?

Westenthaler: Zur Zeit darf der ORF offenbar alles: Den Schläger Sido als Vorbild für unsere Jugend zurückholen und Drogen-Konsum im eigenen Haus verharmlosen, auf ORF III wurde ein Film gespielt, wo eine Pornoszene gezeigt wurde. Ich bin nicht prüde oder was, aber im öffentlich-rechtlichen Fernsehen darf man das eben nicht machen. Oder die Geschichte mit Alaba und Stronach bei Stermann & Grissemann: Das ist unzulässig, was da passiert ist, das war ein letztklassiger rassistischer Gag.

derStandard.at: Wie finden Sie die politischen Formate im ORF?

Westenthaler: Grundätzlich nicht so schlecht, aber zum Beispiel die Diskussionssendung mit Scheuch, Kramar und Co. unlängst war doch auch unfassbar. Das war ein Niveau, das in einem Privatfernsehen durchfallen würde. Auf der anderen Seite macht ein Stefan Raab, ein Comedian, eine Demokratieshow in einem privaten Sender, die alle Stückl‘n spielt. Ich hab das sensationell gut gefunden.

derStandard.at: Sollte Politik mehr Show sein?

Westenthaler: Ich habe lieber Unterhaltung gemischt mit Information als eine niveaulose letztklassige Debatte, wo mir die Füße einschlafen.

derStandard.at: Die Auftritte von Frank Stronach haben das Niveau aber auch nicht unbedingt in lichte Höhen gebracht.

Westenthaler: Warum? Jeder Auftritt von Frank Stronach hat bisher Quoten gehabt, wie nie zuvor.

derStandard.at: Weil es so skurril war.

Westenthaler: Nein, weil er anders auftritt, nicht skurril. Das lasse ich nicht gelten. Der Frank Stronach macht eines: Er tritt nicht so auf wie das Establishment, sondern authentisch.

derStandard.at: Indem er Journalisten beschimpft.

Westenthaler: Er hat niemanden beschimpft. Ganz im Gegenteil, er war mit der Ingrid Thurnher sogar per Du: Sagn wiar du, Ingried. Das war großes Kino!

derStandard.at: Eben: Skurril.

Westenthaler: Nein, nicht skurril. Es war außer der Norm, das stimmt und das ist nicht schlecht oder langweilig. Es ist aber so, dass die Menschen das schätzen, dass einer einmal nicht so ist, wie alle anderen auch. Das wird letztlich auch sein großer Vorteil sein bei der Wahl, davon bin ich überzeugt.

derStandard.at: Wir werden es sehen. Stört es Sie, dass Sie von manchen immer noch Hojač genannt werden?

Westenthaler: Ach, der alte Hut. Ich war 1984, als ich die Namensänderung durchführte, in der Schule und wollte Profifußballer werden. Erst 1987 bin ich zur FPÖ gegangen. Dass die Namensänderung mit meinem Politikeinstieg drei Jahre später zu tun haben soll, wie manche immer noch behaupten, ist Schwachsinn.

Zwischen meinen Eltern stand eine Trennung im Raum. Ich war auf der Seite meiner Mutter. Dann habe ich ihren Namen angenommen. Übrigens heute völlig normal, man kann sich das heute sogar aussuchen. Damals war das mit Kosten verbunden.

Ein halbes Jahr später haben sich meine Eltern wieder vertragen, da hätte ich den Namen wieder umändern können. Das hätte aber wieder etwas gekostet. War halt nicht so. Es war mir damals wurscht und es ist mir heute wurscht. Wie jemand heißt, ist außer fürs Passwesen völlig irrelevant.

derStandard.at: Sie haben schon einmal Adieu gesagt, waren dann aber wieder da. Jörg Haider hat das sehr oft so gemacht. Schließen Sie eine Wiederkehr in die Politik diesmal aus?

Westenthaler: Ich habe gelernt, im Leben nichts ganz auszuschließen. Ich habe die Zeit zwischen 2002 und 2006 auch ohne Rückfallserscheinungen zur Droge Politik sehr gut überlebt. 2006 hat mich Jörg Haider zum Wieder-Eintritt gebeten, das war eine außerordentliche Situation. Da es diese Situation kein zweites Mal geben wird, schließe ich die Rückkehr jedoch aus.

(Rainer Schüller, Marie-Theres Egyed, derStandard.at, 20.11.2012)"

 

Quelle: derStandard.at


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Geb.: 06.11.1967, Wien
Beruf: Klubobmann-Stellvertreter

Politische Mandate

  • Abgeordneter zum Nationalrat (XXIII.–XXIV. GP), BZÖ
    30.10.2006 – 28.10.2013
  • Abgeordneter zum Nationalrat (XXI. GP), F
    29.10.1999 – 19.12.2002

Politische Funktionen

  • Obmann des Klubs der FPÖ 2000–2002
  • Klubobmann des BZÖ 2006–2008
  • Mitglied des Wiener Gemeinderates und Abgeordneter zum Wiener Landtag 1991–2000
  • Stellvertretender Bundesparteiobmann der FPÖ Österreich 2000–2002
  • Bündnisobmann des BZÖ 2006
  • Klubobmann-Stellvertreter des Parlamentsklubs des BZÖ 28.10.2008
  • Mitglied des ORF-Kuratoriums 1999

Beruflicher Werdegang

  • Verschiedene Tätigkeiten im EDV-Bereich
  • freier Mitarbeiter, Parlamentsklub der FPÖ 1988–1989
  • hauptamtlicher Pressereferent, Parlamentsklub der FPÖ unter Klubobmann Dr. Norbert Gugerbauer 1989–1991
  • persönlicher Sekretär, Bundesparteiobmann Dr. Jörg Haider 1991–1993
  • Leiter des neu installierten Kommunikationsbüros 1996
  • Generalsekretär, FPÖ 1996–2000
  • Vorstand, Österreichische Fussballbundesliga 2002–2004
  • Manager, Magna International 2004–2006

Bildungsweg

  • Studium der Publizistik und Politikwissenschaft 1988–1990
  • Höhere technische Lehranstalt, Abteilung EDV und Betriebliche Organisation 1983–1988
  • Allgemeinbildende höhere Schule, Neulandschule 1979–1983
  • Volksschule 1975–1979
  • Präsenzdienst 1995
Stand: 22.11.2013

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Quelle: parlament.gv.at


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