"[...]
1989 [...] Altkanzler Bruno Kreisky (SPÖ) erielt eine bedingte Geldstrafe, weil er Simon Wiesenthal als Nazi-Kollaborateur bezeichnet hatte.
[...]"
Quelle: orf.at
"[...]
Der heutige Bundespräsident war ab 1971 Nationalratsmandatar und wurde '75 SPÖ- Klubobmann. Im selben Jahr hatte er Wiesenthal einen parlamentarischen U- Ausschuss angedroht, als der Nazijäger wegen Kreiskys Gestapo- Vorwürfen mit Verleumdungsklage drohte. Erst in den Achtzigern, als Kreisky seine Vorwürfe wiederholte, kam es dann zu der Klage - und einer Verurteilung Kreiskys.
[...]"
Quelle: krone.at
"
Debatte um Biografie
Segev (li.) hat nach eigenen Angaben fünf Jahre für sein Buch recherchiert und zeigte sich bei seinem Wien- Besuch am Mittwoch froh, "dass niemand anderer vor mir auf diese Idee gekommen ist".
Er finde an Wiesenthal beeindruckend, wie dieser Holocaust- Überlebende, der bei Kriegsende nur mehr 40 Kilogramm gewogen habe, "von den tiefsten Tiefen" zu einer international anerkannten moralischen Autorität aufgestiegen sei. "Er hatte viele Feinde und Verehrer, aber nur wenige Freunde", konstatierte der Autor. Die ganze österreichische Gesellschaft mit ihren alten und neuen Nazis sei großteils gegen ihn gewesen. Wiesenthal sei dazu "streitsüchtig und eitel und draufgängerisch" gewesen.
Segev: Kreisky hatte "Komplex" in Bezug auf Judentum
Zu den politischen Auseinandersetzungen um Wiesenthal meinte Segev, dieser habe der österreichischen Gesellschaft einen "Spiegel vor die Augen gehalten" und sei daher von Anfang an als Feind betrachtet worden. Als er die SS- Vergangenheit des früheren FPÖ- Chefs Friedrich Peter aufgedeckt habe, sei Kreisky "explodiert" und habe dem Nazi- Jäger vorgeworfen, mit der Gestapo kollaboriert zu haben. Die Dokumente, die dem früheren Kanzler dabei als Grundlage dienten und die Segev nach eigenen Angaben im Kreisky- Archiv sichtete, seien jedoch vor allem Denunziationen von Alt- Nazis aus Südamerika gewesen. In seinem Buch schreibt Segev außerdem, Kreisky habe Wiesenthal intensiv bespitzeln lassen.
"Man hat Wiesenthal ungeheures Unrecht angetan", sagte Segev beim Hintergrundgespräch am Mittwoch. Seine "fürchterlichen Auseinandersetzungen" mit Kreisky seien eine "schmerzhafte Zeit" für Wiesenthal gewesen. Kreisky wiederum sei in Bezug auf seine jüdische Identität "nicht zurechnungsfähig" gewesen. Der Altkanzler habe in Bezug auf sein Judentum an einem "Komplex" gelitten und so peinliche Telefonate mit dem israelischen Botschafter geführt, dass Letzterer es für angebracht gehalten habe, diese abzubrechen.
Fischer verweigerte Gespräch mit Segev
Eine politische Rolle im Kreisky- Wiesenthal- Konflikt spielte damals auch der heutige Bundespräsident Fischer. Segev behauptet, er habe im Zuge seiner Recherchen um ein Gespräch mit Fischer gebeten, aber keinen Termin erhalten. Aus der Hofburg habe man ihm aber lediglich schriftliche Unterlagen zukommen lassen. Offenbar sei es Fischer "peinlich" gewesen, über diese Sache zu reden.
Der heutige Bundespräsident war ab 1971 Nationalratsmandatar und wurde '75 SPÖ- Klubobmann. Im selben Jahr hatte er Wiesenthal einen parlamentarischen U- Ausschuss angedroht, als der Nazijäger wegen Kreiskys Gestapo- Vorwürfen mit Verleumdungsklage drohte. Erst in den Achtzigern, als Kreisky seine Vorwürfe wiederholte, kam es dann zu der Klage - und einer Verurteilung Kreiskys.
Kreisky- Sekretär: "Segev neigt zu Übertreibungen"
Der frühere Bosnien- Beauftragte und ehemalige Sekretär Kreiskys, Wolfgang Petritsch (re.), weist indes den Vorwurf der Bespitzelung Wiesenthals durch die damalige Bundesregierung zurück. "Segev neigt zu Übertreibungen, es hat keine systematische Überwachung gegeben", sagte Petritsch am Mittwochabend.
Er habe bei seinen Recherchen für die Kreisy- Biografie, die im Oktober erscheinen soll, dieselben Dokumente einsehen können wie Segev. Wäre Wiesenthal systematisch überwacht worden, hätte man leicht herausgefunden, dass der Nazi- Jäger in der Nachkriegszeit rund zehn Jahre für den Mossad gearbeitet habe, wie Segev in seinem Buch enthüllt. Segev hatte zuvor zu dem Thema gemeint, es sei falsch, Wiesenthal als Agenten oder Spion zu bezeichnen, der auch Illegales gemacht haben müsse. "Der Mossad arbeitete für Wiesenthal", meinte er.
Fischer- Vorstoß "keine gute Entwicklung"
Zu den von Kreisky gegenüber Wiesenthal erhobenen Gestapo- Anschuldigungen räumte Petritsch ein, der frühere SPÖ- Kanzler habe "bei manchen Aussagen alle Grenzen überschritten". Man dürfe aber nicht den innenpolitischen Hintergrund des Streits übersehen. Außerdem habe Wiesenthal nie gegen Kreisky gerichtete antisemitische Ausfälle der ÖVP kritisiert. Es sei jedenfalls "in der Hitze des Gefechts" vieles gesagt worden, "was man nicht auf die Goldwaage legen" dürfe. Zurückhaltend äußerte sich Petritsch zur Rolle des damaligen SPÖ- Klubobmanns und jetzigen Bundespräsidenten Heinz Fischer. Dessen Vorschlag mit dem U- Ausschuss könne man jetzt im Nachhinein in seiner voller Dimension nicht als gute Entwicklung bewerten, so Petritsch."
Quelle: krone.at
"
Geb.: 22.01.1911, Wien
Verst.: 29.07.1990, Wien
Beruf: ao. Gesandter und bev. Minister i. R.
Politische Mandate
- Abgeordneter zum Nationalrat (VIII.–XVI. GP), SPÖ
08.06.1956 – 30.09.1983 - Betraut mit der Leitung des Bundesministeriums für Landesverteidigung,
04.02.1971 – 08.02.1971 - Bundeskanzler,
21.04.1970 – 24.05.1983 - Bundesminister für Auswärtige Angelegenheiten,
31.07.1959 – 19.04.1966 - Bundesminister (für die Auswärtigen Angelegenheiten) im Bundeskanzleramt,
16.07.1959 – 31.07.1959 - Staatssekretär im Bundeskanzleramt (für die Auswärtigen Angelegenheiten),
02.04.1953 – 16.07.1959
Politische Funktionen
- Funktionen in der Sozialistischen Arbeiterjugend und in der SdP ab 1926
- Vorsitzender-Stellvertreter der SPÖ 1957
- Landesparteiobmann der SPÖ Niederösterreich 1966
- Bundesparteivorsitzender der SPÖ 1967–1983
- Klubobmann der sozialistischen Abgeordneten und Bundesräte 1970–1983
- Rückzug aus der Politik 1983
- Zurücklegung des Ehrenvorsitzes der SPÖ 1987
- Vizepräsident der Sozialistischen Internationale
Beruflicher Werdegang
- Präsidentschaftskanzlei - Kabinettsvizedirektor 1951
- Eintritt in den Diplomatischen Dienst - Österreichische Gesandtschaft in Stockholm 1946
- Beamter des Wissenschaftlichen Sekretariates der Stockholmer Konsumgenossenschaft 1939–1945
- ao. Gesandter und bev. Minister
Bildungsweg
- Promotion 1938
- Studium der Rechte an der Universität Wien
- Mittelschule
- Volksschule
Sonstiges
Politische Freiheitsstrafen: 1935 bis 1936 und 1938. 1938 des Landes verwiesen, Zuflucht in Stockholm.